Bahnhofsrestaurant Stainach-Irdning

Ein Vierteljahrhundert im Dienste ihrer Gäste - Anni geht in Pension

Bahnhofsrestauration wie aus dem Bilderbuch

>>> zum Testbericht Neues Bahnhofsrestaurant Stainach-Irdning  Dopolavoro

Der Pfannengucker ist ja ein passionierter Eisenbahnfreund und ein Liebhaber traditioneller Bahnhofsrestaurationen - leider werden die heutzutage immer seltener und oftmals im Zuge von "Bahnhofsrenovierungen" geschlossen oder durch stil- und seelenlose Angebote ersetzt - die "Fastfoodisierung der Bahnhöfe" ist im vollen Gange!

Als den Pfannengucker die Nachricht per Mail erreichte, dass das traditionelle Bahnhofsrestaurant in Stainach-Irdning (vorübergehend) geschlossen wird, weil die Pächterin in Pension geht und dabei die gesamte Einrichtung herausgerissen werden sollte, sah es der Pfannengucker (gleichzeitig Chefredakteurs des Dokumentationszentrums für Europäische Eisenbahnforschung) als seine Pflicht an, zum Abschied nach Stainach zu reisen. War er zwar die letzten Jahre dort immer nur durchgereist, aber damals, 1976, im Rahmen des Österreich-Trips mit dem Austria Ticket unmittelbar nach der Matura, da war er auf ein Getränk eingekehrt.

Die Anreise erfolgte über Attnang Puchheim, die Ennstalstrecke war ja wie schon im letzten Sommer wegen Bauarbeiten nur mit Schienenersatzverkehr zu bereisen. Nach der gemütlichen Fahrt im 1. Klasse Coupe folgte eine eher weniger gemütliche Fahrt mit einer zweckentfremdeten S-Bahn-Garnitur vom Typ Talent (Insider sprechen wegen der spartanischen Ausstattung auch von "Prolet"). Die Salzkammergutbahn ist landschaftlich ungemein abwechslungsreich, doch bereits in Gmunden war das linke Bein des Pfannenguckers ob der unergonomischen Sitzgelegenheit im "Prolet" voll eingeschlafen. Jedenfalls war er froh, nach 2 Stunden Fahrt von Attnang endlich das Ennstal erreicht zu haben.

Direkt ging es in das Bahnhofsrestaurant, wo schon an allen Türen angeschlagen war, dass ab morgen (8.8.) zumindest in der jetzigen Form Schluss ist. Der Pfannengucker las folgendes:

"Von 1971 an arbeitete ich im Service der Stainacher Bahnhofsrestauration. 1984 übernahm ich die Gastwirtschaft und führte sie bis heute. In ein paar Tagen trete ich in den Ruhestand und bin durchaus der Meinung, dass ich mir den gar wohl verdient habe.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei all meinen Gästen aus nah und fern und den Freunden des Hauses für die Treue bedanken, die sie mir als Wirtin seit mehr als einem Vierteljahrhundert immer wieder bewiesen haben. Sosehr ich mich auf meine Pension freue, muss ich doch zurückblickend sagen, dass mir die schöne, wenn auch arbeitsreiche Zeit im Dienst an meinen Kunden richtig fehlen wird.

Eure/Ihre Anni Brunnthaler mit Werner, Maria und Hilde. Stainach, im August 2010"

Der Pfannengucker und Chefredakteur wünscht der Anni noch viele schöne Jahre! Und hofft auf zumindest halbwegs adäquate Nachfolge - auf dass man sich in Stainach-Irdning weiter gut laben kann!

Vorerst genoss der Pfannengucker jedoch noch die gemütliche alte Atmosphäre und die wirklich ehrliche Küche. Speisekarte gab es zwar keine mehr, aber doch ein paar Gerichte, die die Anni (eine etwas spröde Steirerin, wie der Pfannengucker empfand) dann aufzählte. Der gemütliche, räumlich hohe Gastraum mit den unzähligen Bierkrügen an der Wand war gut gefüllt, auch der Gastgarten am Bahnsteig 1 war frequentiert.

Der Pfannengucker genoss ein Wiener Schnitzel mit Pommes Frites, dazu einen gemischten Salat. Das Schnitzel mundete wirklich sehr gut, was nicht immer selbstverständlich ist auch in weit "besseren" und teureren Lokalen. Die 9,80 waren bestens investiert. Dazu gab es 2 gut gezapfte Gösser vom Fass, je um angenehme 2,70. Zur Nachspeise wurden dem Pfannengucker noch 2 Stück Rouladen mit Marillenmarmelade und Schlag serviert (2,20). Der Lokführer am Nachbartisch, wie die meisten hier Stammgäste des Hauses, "packte" nur 1 Roulade, aber der Pfannengucker lässt selten gute Qualität stehen und so verdrückte er beide Stück. Das gute Achtel Rot (Zweigelt) um 1,50 passte bestens dazu.

Auch die anderen Gäste waren offenbar mit der Qualität der Speisen zufrieden - auf einem Tisch kam panierter Pangasius auf den Tisch, auf einem anderen eine grosse Portion Cevapcici - die sahen nicht nach den immer öfter vorgesetzten "Billig-Tiefkühl-Civis" aus. Ein beleibter Herr auf einem Mitteltisch war mit dem Rindfleisch ebenfalls zufrieden. Auch die Schnitzel auf den Tellern am Nachbartisch waren im Nu weg.

Fazit: Der Pfannengucker nahm insgesamt 5 Stunden Zugfahrt auf sich, um dieses traditionsreiche Bahnhofsrestaurant noch im Original zu erleben und auch fotographisch zu dokumentieren. Die angebotenen Speisen waren ausgezeichnet und der Preis passte. Detto Ambiente und die prompte und kundenorientierte (wenn auch eher spröde) Bedienung. Bleibt zu hoffen, dass nicht auch in Stainach-Irdning durch den Umbau ein weiteres Stück Lokalkalorit vernichtet wird, so wie es schon zigmal in Österreich geschehen ist.

Bericht von: Der Pfannengucker;  Besuch im August 2010; Bericht publiziert: August 2010;

Ergänzung: Juli 2012: Seit Herbst 2010 gibt es neue Pächter, das Lokal heisst jetzt "Dopolavoro" und ist sehr zu empfehlen >>> zum Testbericht Bahnhofsresti Neu Dopolavoro

Haben Sie Infos bzw. Anregungen? Dann schreiben Sie dem Pfannengucker! derpfannengucker@populorum.de

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